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Berliner Frauenlauf

Lange verboten: Langstreckenläufe für Frauen!

Als sich die damals 20-jährige Amerikanerin Kathrine Switzer am Morgen des 19. April 1967 beim traditionsreichen Boston-Marathon unerkannt an den Start schmuggelte, ahnte sie noch nicht, was ihre illegale Teilnahme für Folgen haben würde. Langstreckenrennen waren bisher ausschließlich den Männern vorbehalten. Kathrine Switzer brach ein Tabu – und was bei Meile 4 geschah, setzte eine Diskussion in Gang, die man als einen großen Schritt in der Entwicklung der Frauenlaufbewegung bezeichnen kann.

Der erboste Race-Director Jock Semple versuchte, sie von der Straße zu schubsen. Kathrin hatte jedoch vorgesorgt und ihren Freund, einen 115 kg schweren Footballspieler, als Body Guard eingespannt. So landete der Organisationschef im Straßengraben, und Kathrine lief ins Ziel. Diese Bilder gingen um die Welt.

Kathrine Switzer beim Boston-Marathon 1967 © SCC EVENTS

(Kathrine Switzer beim Boston-Marathon 1967)

Die Frauenlauf-Bewegung nimmt Fahrt auf

Vier Jahre später führten der New York City Marathon sowie Boston eine offizielle Frauenwertung ein. 1973 fand der erste reine Frauen-Marathon in Waldniel in Deutschland statt. Die pseudowissenschaftlichen Argumente der meist männlichen Frauenlaufgegner, der Laufsport schade dem weiblichen Körper und sei wider die Natur, wurden Stück für Stück ad absurdum geführt. Große Frauenläufe werden weltweit immer selbstverständlicher. Auch in den gemischten Rennen wächst der Anteil der Frauen stetig, in Deutschlands Parks zieht oft schon die Venus häufiger ihre Bahnen als der Mars.

Die Welle schwappt über nach Berlin

Am 31. Mai 1984 gingen bei der Premiere des AVON RUNNING Berliner Frauenlauf ganze 645 Frauen an den Start des 10-km-Rennens. Der SCC Berlin stellte gemeinsam mit Kathrine Switzer, inzwischen Siegerin des New York City Marathon, und dem Kosmetikunternehmen AVON, den ersten Frauenlauf in Berlin auf die Beine. „Von den Reaktionen einiger Männer, die fragten, wie man dazu käme, einen Lauf nur für Frauen zu veranstalten, ließen wir uns überhaupt nicht verunsichern“, erinnert sich Horst Milde, der langjährige Race Director von SCC EVENTS. Der Anfang war gemacht.

„Unbeschreiblich weiblich“ ging es in den nächsten Jahren immer ausgerechnet am „Vatertag“ im Berliner Tiergarten zu. Von Beginn an hieß das Motto “Laufend Gutes tun”. In Zusammenarbeit mit der Berliner Krebsgesellschaft e.V. wurden Spenden für krebsbetroffene Frauen gesammelt. Auch hier wurde das Frauen-Event früh zum Vorreiter für weitere Charity-Veranstaltungen in Deutschland.

Der Durchbruch

In den Anfangsjahren kam der Frauenlauf jedoch nicht so richtig in die Gänge und stagnierte bei Anmeldezahlen um die 1.000. Drei Neuerungen führten 1995 zum Durchbruch. Dabei orientierte man sich am damals größten Frauenlauf der Welt, dem Grete-Waitz-Lopet in Oslo mit seinen über 40.000 Teilnehmerinnen und bot anstelle der 10-km-Distanz nur einen lockeren 5-km-Fun-Run an. Gelaufen wurde nicht mehr zur Himmelfahrt, sondern am letzten Sonnabend im Mai. Das Start- und Zielgebiet zog auf die John-Foster-Dulles-Allee und die große Wiese neben der „Schwangeren Auster“. Die 10-km-Strecke forderten die Läuferinnen vehement zurück. Ihr Wunsch wurde erfüllt.

Ab dem kommenden Jahr ging es auf beiden Distanzen steil aufwärts. 1998 kehrte AVON nach 10-jähriger Pause mit vollem Engagement als Titelsponsor zurück. Erstmals kletterte die Anmeldezahl über 2.000. Ein Jahr später gingen schon doppelt so viele Frauen und Mädchen an den Start. Der Frauenlauf wuchs unaufhaltsam, wurde immer internationaler und zog Top-Athletinnen aus Deutschland und Afrika an.

Frauen beim Start 1989 in Berlin © SCC EVENTS / C4

Wachstum durch Wandel

Aus Platzmangel verlegten die Organisatoren die Start- und Zielgerade 2003 wieder zurück auf die Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Hier ist ausreichend Platz vorhanden, um noch viele sportliche Frauenfeste zu feiern. Die Umgestaltung des Tiergartens mit der Verbreiterung einiger Parkwege, ermöglichte in den folgenden Jahren immer größere Anmeldezahlen. Gleichzeitig wurde der Frauenlauftag zeitlich entzerrt.

Der erste Start der 10-km-Walkerinnen erfolgte schon am frühen Nachmittag. Der 10-km-Lauf, der abschließende Höhepunkt der Veranstaltung, wurde am frühen Abend als letztes von acht Rennen auf die Reise geschickt. Mit der Rekordzahl von 18.598 Teilnehmerinnen im Jahr 2015 konnte der Frauenlauf Berlin seine Stellung als mit Abstand größter Frauenlauf in Deutschland etablieren.

Katherine Switzer 2012 am Start in Berlin © SCC EVENTS

(Katherine Switzer 2012 am Start in Berlin)

Deutschlands größter Charity-Frauenlauf

Die Corona-Pandemie machte die Durchführung des Laufevents in den Jahren 2020 und 21 unmöglich. Nach dieser Durststrecke erfolgte im Mai 2022 mit frischem Schwung und neuem Titelsponsor der Neustart des Events „for Women only“. Der KoRo Frauenlauf Berlin gilt als größter Charity-Frauenlauf Deutschlands. Das Engagement im Kampf gegen den Krebs stehen im Mittelpunkt – ebenso wie die gemeinsame Freude an der Laufbewegung.

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