Brustkrebsmonat Oktober: So können Frauen ihr Risiko senken
In Deutschland erkranken etwa 70.000 Frauen jährlich an Brustkrebs. Umso wichtiger sind eine regelmäßige Vorsorge sowie Prävention. Im Interview erklärt Barbara Kempf, Geschäftsführerin der Berliner Krebsgesellschaft e.V. und Ärztin für Hämatologie und Onkologie, was Frauen tun können und wie sich die Berliner Krebsgesellschaft e.V. - Charity-Partner des KoRo Frauenlauf Berlin – gemeinsam mit allen Teilnehmerinnen für an Krebs erkrankte Frauen einsetzt.
Barbara Kempf im Rahmen des Koro Frauenlauf Berlin 2023
Wie können Frauen aus Ihrer Sicht am besten dazu beitragen, das eigene Brustkrebsrisiko zu senken?
Barbara Kempf: Leider erkranken in Deutschland jährlich etwa 70.000 Frauen an Brustkrebs. Deshalb steht für mich an erster Stelle die Aufklärung zu diesem wichtigen Thema. Denn nur wenn wir verstehen wie Brustkrebs entsteht und was wir dagegen tun können, schaffen wir es, dass Frauen sich bewusst für eine gesunde Lebensführung entscheiden und die vorhandenen Präventionsangebote nutzen.
Es gibt vielfältige Möglichkeiten für Frauen das Risiko einer Brustkrebs-Erkrankung zu senken. Schauen wir uns zunächst die Risikofaktoren für die Entstehung von Brustkrebs an: Ein früher Beginn der Regelblutung und /oder das späte Einsetzen der Wechseljahre zählen aufgrund der längeren Hormonexposition dazu. Auch Frauen, die nie schwanger waren, haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko; ebenso Frauen, in deren Familie mehrere Angehörige an Brust- und/oder Eierstockkrebs erkrankt sind. Als gesichert gilt auch, dass regelmäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum und Übergewicht das Entstehen einer Brustkrebserkrankung begünstigen. Frauen können somit durch eine gesunde Lebensweise mit bewusster Ernährung und regelmäßiger Bewegung einen aktiven Beitrag leisten.
Wichtig sind die jährlichen Untersuchungen zur Brustkrebsvorsorge, die in Deutschland von den Krankenkassen finanziert und schon ab dem 30. Lebensjahr empfohlen werden. Dabei zeigen die Frauenärzt:innen den Frauen auch, wie sie ihre Brüste selbst untersuchen können.
Inwiefern spielen Sport und Bewegung auch bei der Genesung von Brustkrebspatientinnen eine wichtige Rolle?
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Frauen, die während und nach dem Abschluss der Behandlung auf eine bewusste Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität achten, eine deutlich bessere Lebensqualität haben. Das heißt: die Nebenwirkungen der vorangegangenen Behandlungen wie beispielsweise Chemo-, Antikörper- und Strahlentherapie verschwinden schneller, was zu einem besseren körperlichen und seelischen Wohlbefinden führt. Die Therapien sprechen sogar besser an und die Patientinnen leben länger.
Die Diagnose Brustkrebs stellt für die Betroffenen einen gravierenden Einschnitt dar. Mit welchen Herausforderungen und Problemen sind Frauen häufig konfrontiert?
Die Diagnose einer Krebserkrankung verändert das Leben der betroffenen Frauen - von einem auf den nächsten Moment. In der Zeit, in der die Diagnose gestellt wird, bestehen große Ängste, die alle Lebensbereiche betreffen. An erster Stelle steht hier die Frage „werde ich wieder gesund oder besteht schon eine fortgeschrittene Erkrankung, die vielleicht nicht mehr heilbar ist.“ Sorgen und Ängste wie sich der Körper durch eine Operation an der Brust und durch die medikamentöse Therapie verändert, sind groß. Da die Behandlung einer Brustkrebserkrankung langwierig ist, können viele Frauen in dieser Zeit ihrer beruflichen Tätigkeit und/oder der Versorgung ihrer Familie häufig nicht oder nur in geringerem Umfang nachkommen. Besonders hart trifft dies die Frauen, die alleinerziehend oder alleinstehend ihr Leben meistern müssen.
Mit dem Härtefonds unterstützt die Berliner Krebsgesellschaft e.V. speziell von Krebs betroffene Menschen in finanzieller Not. Mit welchem Hilfebedarf wenden sich Brustkrebspatientinnen an Sie?
Wir erhalten zahlreiche Anfragen von Frauen, die finanzielle Unterstützung benötigen. Unser Härtefonds unterstützt betroffene Frauen, die zum Beispiel keine ausreichenden finanziellen Mittel für neue Kleidung nach einem Gewichtsverlust, die Zuzahlung zu einer Perücke oder für spezielle Nahrungsergänzungsmittel haben, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Häufig erhalten wir auch Anfragen, ob die Kosten für Kinderbetreuung oder zusätzliche Fahrtkosten übernommen werden können.
Welche Bedeutung hat die Partnerschaft mit dem KoRo Frauenlauf Berlin für die Berliner Krebsgesellschaft e.V.? Wie können sich Frauen über die Teilnahme hinaus engagieren?
Der KoRo Frauenlauf ist die wichtigste Veranstaltung im Jahr für die Berliner Krebsgesellschaft e.V. und wir sind sehr glücklich und dankbar SCC EVENTS und KoRo an unserer Seite zu wissen. Mit der Teilnahme an dem Lauf solidarisieren sich mehrere Tausend Frauen für Frauen, die von einer Krebserkrankung und ihren Folgen betroffen sind. Der Frauenlauf ist die größte Laufveranstaltung für Frauen in Deutschland. Diese Solidarität ist einmalig.
Für uns, das Team von der Berliner Krebsgesellschaft e.V., ist der Frauenlauf auch wichtig, um mit krebsbetroffenen Frauen, Angehörigen und Freund:innen in Kontakt zu kommen. Wir erfahren bei dem Lauf viel von dem was die Frauen gerade bewegt. Wir freuen uns auch sehr über die Gründung der vielen Charity-Teams. Jedes Jahr sind wir von der Motivation der Läuferinnen, sich gemeinsam in einem Team, für Krebsbetroffene zu engagieren, beeindruckt. Es ist großartig mit welcher Kreativität und Ausdauer – im wahrsten Sinne des Wortes – die Charity-Teams ihre Solidarität und Unterstützung zum Ausdruck bringen. Wir freuen uns schon sehr auf den KoRo Frauenlauf Berlin 2024, die ersten Teams haben sich schon angemeldet.